1942 verlor Rumpenheim seine
Selbständigkeit und wurde eingemeindet. Eine in Rumpenheim geborene
Zeitzeugin, geboren 1922, erzählt hier in loser Reihenfolge von ihrer
Kindheit in diesem schönen eigenständigen Dorf:
Schwimmen im Main
Nachdem ich
meinen Freischwimmer gemacht hatte, erlaubten mir meine Eltern auch alleine
schwimmen zu gehen. Ich (meine jüngere Schwester später auch) bekam allerdings
nur eine Stunde Zeit dafür, da hieß es mit dem Fahrrad schnell hin zu sausen.
Wenn wir aus dem Wasser kamen, durften wir uns nicht, wie die anderen Kinder,
mit den Decken in das Gras legen, sondern mussten direkt nach Hause fahren. „So
was“ tat man nämlich nicht!
Außerdem war es
streng verboten über den Main zu schwimmen oder auf ein vorbeifahrendes Floß zu
klettern. Beide Verbote habe ich nicht eingehalten. Nachdem ich von meinen
Klassenkameraden immer wieder gesagt bekam, ich sei ja nur zu feige, musste ich
es einfach eines Tages wagen, ans andere Ufer zu schwimmen. Ich legte mich aber
nicht wie die Anderen auf der anderen Mainseite zum Ausruhen auf die Wiese,
sondern schlug nur am Ufer an und schwamm sofort zurück. Mitten im Fluss bekam
ich einen heftigen Krampf in das eine Bein, schaffte es aber mit eisernem
Willen mit beiden Armen und einem Bein bis ins flache Wasser. Dort hielt ich
mich dann doch etwas auf, bis ich wieder bei Kräften war. Dann zog ich mich an,
fuhr nach Hause und erzählte kein Sterbenswort von meinem Abenteuer.
Der Badeplatz
lag in der Nähe der Schleuse (Anmerkung, diese wurde vor ein paar Jahren
abgerissen), zwei Treppen führten in den Main. Am Ende der kleinen Treppe
konnte man im Wasser noch stehen, benutzte man aber die größere Treppe, so
musste man am Ende direkt losschwimmen.
Es gab zu den Schleusengebäuden drei sogenannte Trommeln. In der Mitte
die größte, links die kleinere für Flöße und rechts eine für große Schiffe und
Lastkähne.
Wenn während
unserer Schwimmzeit ein Floß vorbeikam, schwammen einige Kinder hin und
kletterten darauf. Inzwischen wurde die Trommel hochgezogen. Das Wasser floss
in Strömen in die sogenannte Floßrinne, in der sonst nur einige Zentimeter hoch
das Wasser stand und die Flößer konnten nun mit langen Stangen ihr Floß an der
Schleuse vorbei ins offene Wasser steuern.
Drüben sprangen
die Kinder wieder vom Floß ab und mussten nun am Ufer hochklettern, um wieder
zurück zu laufen. Ich habe lange Zeit dabei nur zugesehen. Doch irgendwann
packte es mich dann auch und ich machte auch mit. Es war aber gar nicht so
einfach wie es aussah. Wenn man das Floß endlich erreicht hatte, musste man
sich an den dicken nassen Stämmen festhalten. Die Beine wurden allerdings
sofort von dem Sog unter das Floß gezogen und wir konnten uns nur mit großer
Anstrengung hochziehen. Ich machte das Ganze nur einmal mit und es war bei
weitem nicht so schön wie ich es mir ausgemalt hatte.
Zeitzeugin Jahrgang 22
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