Donnerstag, 27. Oktober 2011

Rumpenheim vor 1942 (2)

1942 verlor Rumpenheim seine Selbständigkeit und wurde eingemeindet. Eine in Rumpenheim geborene Zeitzeugin, geboren 1922, erzählt hier in loser Reihenfolge von ihrer Kindheit in diesem schönen eigenständigen Dorf:

Schulzeit:
Der Jahrgang 1922, zu dem ich gehöre, wurde nach Ostern im Jahr 1928 eingeschult. Unsere Mütter brachten uns mit großen Kuchenbrettern auf denen riesengroße Brezeln lagen in die Schule. Die Brezeln wurden vom Bäcker Wolf gebacken, das war Tradition in Rumpenheim.
Ich/Wir kamen aber nicht in das richtige große Schulhaus sondern im Rathaus ins Parterre. Dort wurden wir in den ersten zwei Jahren unterrichtet.

Im ersten Stock arbeitete unser Bürgermeister mit seinen Angestellten. Ob auch noch andere Kinder vor oder nach meinem Jahrgang dort unterrichtet wurden, weiß ich nicht. Ich hörte nur, dass meine jüngsten Tanten, geboren 1911 und 1913 nach der Schulentlassung dort noch Fortbildungsstunden hatten.

Ab der 3. Klasse kamen wir dann ins richtige Schulhaus mit den vier großen Klassenzimmern. Unterrichtet wurden in einem Raum immer zwei Jahrgänge gleichzeitig. In der Mitte des Schulsaales war ein breiter Gang. Links und rechts davon standen die Tische mit den „Klappbänkchen“. An jedem Platz gab es ein vertieftes Tintenfass, welches immer nachgefüllt werden musste. In den ersten beiden Schuljahren schrieben wir mit einem „Griffel“ auf eine Tafel. Die Griffel wurden zu Hause von meinem Vater mit einem Messer scharf angespitzt. Er konnte das ganz prima. Jeder hatte einen Holzgriffelkasten, der mit Watte ausgelegt wurde, damit die Spitze der Griffel nicht abbrachen.
An unserem Schulranzen hing an einer Kordel ein kleines Schwämmchen, das immer feucht sein musste und ein trockenes Läppchen, um die Tafel bei Bedarf zu reinigen.
Als wir älter waren, bekamen wir dann Hefte und mussten mit einem spitzen Bleistift oder einem Federhalter schreiben. Auf dem Federhalter konnte man Schreibfedern mit verschiedenen Spitzen stecken.
Großen Wert wurde in der Schule auf das „Schönschreiben“ gelegt. Wehe, wenn wir Tintenflecken machten oder vor dem „Schönschreib“-Unterricht mit Schneebällen warfen und eiskalte Hände hatten. Dann wurde schon mal mit dem „Spanischröhrchen“ auf die Hände geschlagen und zwar richtig fest. Einmal platzte einer Schülerin davon die Hand auf.

Vormittags hatten wir von 8:00 bis 12:00 Uhr Unterricht, nachmittags eine, zwei oder drei Stunden ab 13:30 Uhr. 

Zeitzeugin Jahrgang 22

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