Sonntag, 24. November 2013

Wo sich Tod und Leben, Licht und Dunkelheit begegnen…



(von de) Neue Wege auf dem Neuen Friedhof Offenbach


Was hat eine knapp 20-köpfige Gruppe bei Dunkelheit auf dem Friedhof verloren…? Verloren hoffentlich nichts, aber gefunden viele interessante Informationen und Details zum Neuen Friedhof Offenbach. Als Auftakt einer Veranstaltungsreihe luden Gabriele Schreiber, Leiterin der Städtischen Friedhöfe Offenbach, und Sabine Pérez Preiß, Inhaberin des Bieberer Bestattungshauses, am Mittwoch, den 20. November um 17.30 Uhr, zur Lichterwanderung über den Neuen Friedhof ein.

Eine ungewohnte Stimmung - mit Taschenlampen, Laternen und anderen Lichtquellen ver- und gesehen über den neuen Friedhof zu streifen: Andächtig, reduziert, behutsam. Wir machen an verschiedenen „Stationen“ des Friedhofs Halt, denen man bei seinen gewohnten Friedhofsgängen oft keine Beachtung schenkt. 

So zum Beispiel dem jüdischen Teil, auf dem  - anders wie bei uns -  Gräber für die Ewigkeit beheimatet sind, d.h. sie werden nicht neu belegt. Die Steinhaufen auf mancher Grabstätte stammen aus früheren Zeiten (Bestattungen im Wüstensand) und sollen den Leichnam vor wilden aasfressenden Tieren schützen. Danach bestaunen wir das Gruftenfeld der Zigeuner (die sich selbst so benannt wissen wollen), auf dem sich die ausgemauerten Gräber befinden. Hier wird den Särgen somit ein eigens bestimmter Raum bereitgestellt. Den muslimischen Teil des Neuen Friedhofs gibt es seit 2000; hier werden alle Toten gen Mekka gebettet. Die Angehörigen haben sich dahingehend oft der europäischen Tradition angepasst, dass die Gräber geschmückt sind, obwohl dies in der islamischen Tradition eigentlich nicht vorgesehen ist.

Ein anderer Teil des Friedhofs beherbergt die Kindergräber, die oft etwas bunter und lebhafter dekoriert sind mit lachenden Engeln, Windrädern oder bunten Kugeln. Liest man die Inschriften, wir einem schon schnell schwer ums Herz.

Wir kommen zu einer Gedenkstätte der Opfer des zweiten Weltkrieges, an dem bis heute noch Kränze und Blumen niedergelegt werden und sich somit dieser Menschen erinnert wird. 600 Steine mit Namen halten u.a. die Erinnerung wach.

Auch ein anonymes Gräberfeld hat seinen Platz auf dem Neuen Friedhof, doch es ist gut zu überlegen, für wen diese namenlose Bestattung die richtige Form ist. Denn oft tut es gut, für eine Person einen konkreten Ort zum Trauern zu haben.

Eine relativ neue Bestattungsart ist die Baumbestattung als naturnahe Form, für die wir die Baumgräber aufsuchen. Sie bietet eine wohnortnahe Alternative zum Friedwald, bei dem die Asche Verstorbener mitten in der Natur an der Wurzel eines Baumes beigesetzt wird.

Nach ca. 1 ½ Stunden findet der sehr informative Rundgang sein Ende vorm Eingang der Trauerhalle, und ich bin gespannt, welche weiteren Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Verein "Treffpunkt Friedhof" angeboten werden. Raus aus dem angestaubten Friedhofs-Image – hinein in neue Perspektiven? Wir dürfen gespannt sein.

Infos unter www.treffpunkt-friedhof.de oder der aktuellen Tagespresse

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