(von de) Neue Wege auf dem Neuen Friedhof Offenbach
Was hat eine knapp 20-köpfige Gruppe bei Dunkelheit
auf dem Friedhof verloren…? Verloren hoffentlich nichts, aber gefunden viele
interessante Informationen und Details zum Neuen Friedhof Offenbach. Als
Auftakt einer Veranstaltungsreihe luden Gabriele Schreiber, Leiterin der
Städtischen Friedhöfe Offenbach, und Sabine Pérez Preiß, Inhaberin des Bieberer
Bestattungshauses, am Mittwoch, den 20. November um 17.30 Uhr, zur
Lichterwanderung über den Neuen Friedhof ein.
Eine ungewohnte Stimmung - mit Taschenlampen, Laternen
und anderen Lichtquellen ver- und gesehen über den neuen Friedhof zu streifen:
Andächtig, reduziert, behutsam. Wir machen an verschiedenen „Stationen“ des
Friedhofs Halt, denen man bei seinen gewohnten Friedhofsgängen oft keine
Beachtung schenkt.
So zum Beispiel dem jüdischen Teil, auf dem -
anders wie bei uns - Gräber für die Ewigkeit beheimatet sind, d.h. sie
werden nicht neu belegt. Die Steinhaufen auf mancher Grabstätte stammen aus
früheren Zeiten (Bestattungen im Wüstensand) und sollen den Leichnam vor wilden
aasfressenden Tieren schützen. Danach bestaunen wir das Gruftenfeld der
Zigeuner (die sich selbst so benannt wissen wollen), auf dem sich die
ausgemauerten Gräber befinden. Hier wird den Särgen somit ein eigens bestimmter
Raum bereitgestellt. Den muslimischen Teil des Neuen Friedhofs gibt es seit
2000; hier werden alle Toten gen Mekka gebettet. Die Angehörigen haben sich
dahingehend oft der europäischen Tradition angepasst, dass die Gräber
geschmückt sind, obwohl dies in der islamischen Tradition eigentlich nicht
vorgesehen ist.
Ein anderer Teil des Friedhofs beherbergt die
Kindergräber, die oft etwas bunter und lebhafter dekoriert sind mit lachenden
Engeln, Windrädern oder bunten Kugeln. Liest man die Inschriften, wir einem
schon schnell schwer ums Herz.
Wir kommen zu einer Gedenkstätte der Opfer des zweiten
Weltkrieges, an dem bis heute noch Kränze und Blumen niedergelegt werden und
sich somit dieser Menschen erinnert wird. 600 Steine mit Namen halten u.a. die
Erinnerung wach.
Auch ein anonymes Gräberfeld hat seinen Platz auf dem
Neuen Friedhof, doch es ist gut zu überlegen, für wen diese namenlose
Bestattung die richtige Form ist. Denn oft tut es gut, für eine Person einen
konkreten Ort zum Trauern zu haben.
Eine relativ neue Bestattungsart ist die
Baumbestattung als naturnahe Form, für die wir die Baumgräber aufsuchen. Sie
bietet eine wohnortnahe Alternative zum Friedwald, bei dem die Asche
Verstorbener mitten in der Natur an der Wurzel eines Baumes beigesetzt wird.
Nach ca. 1 ½ Stunden findet der sehr informative
Rundgang sein Ende vorm Eingang der Trauerhalle, und ich bin gespannt, welche
weiteren Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Verein "Treffpunkt
Friedhof" angeboten werden. Raus aus dem angestaubten Friedhofs-Image –
hinein in neue Perspektiven? Wir dürfen gespannt sein.
Infos unter www.treffpunkt-friedhof.de oder der aktuellen
Tagespresse
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