Freitag, 19. August 2011

Bahndamm Mosaik

Eines Sonntags radele ich mal wieder die Marienstraße am Bahndamm gen Heimat entlang, eine normaler Weise nicht sehr beschauliche Strecke. Aber siehe da, heute blinken mir da ein paar Farbtupfer entgegen und ich sehe werkelnde Hände, die dafür verantwortlich sind. Das macht mich neugierig, und ich spreche einen jungen Mann an, der gerade in Mosaiktechnik ein Wappen anlegt.

Gefragt, was hier Tolles entsteht, höre ich, dies sei ein Projekt – unter anderem mit Jugendlichen – zur Verschönerung des Bahndamms. Für nähere Auskünfte werde ich an den freischaffenden Designer Norbert Roth verwiesen, der mich genauer aufklärt: Im Rahmen des Projekts „Besser leben in Offenbach“ und in Kooperation mit Stadtverwaltung und die Stadtwerke Offenbach Holding GmbH werden Möglichkeiten zur schrittweisen Aufwertung in Ecken der Stadt gesucht, an denen aufgrund fehlender Zuständigkeiten ansonsten keine Abhilfe geschaffen werden kann. So wurde mit diesem Projekt die heruntergekommene alte Mauer entlang des Bahndamms in der Marienstraße in den Blick genommen, bei der die bereits abgeblätterte Fassade einen Anstrich nicht mehr zulässt.


Unterstützt von Schülerinnen und Schülern der August-Bebel-Schule nahm sich Norbert Roth im Rahmen einer Projektwoche der Aufgabe an. Auf der Suche nach etwas Besonderem entschieden sich die Akteure für Mosaikverzierungen. Motive wurden erarbeitet und Material zum Arbeiten und Verarbeiten teils über Aufrufe teils auf Flohmärkten organisiert. In einzelnen Abschnitten machten sich nun zunächst die tatkräftigen jungen Künstler an die Arbeit, unterstützt durch den Offenbacher Bildungs- und Kulturverein. Somit wandelte sich die bisher trostlose Fassade in ein abwechslungs-reiches Freiluftatelier.

Zwischenzeitlich gab es wie auch von mir erste Rückmeldungen und Anfragen von Passanten, die sich an die Arbeitsgruppen wandten und teilweise dem Projekt angeschlossen haben. Ich darf mir also ein freies Fleckchen an der Mauer auswählen, bevor ich auf Motivsuche gehe. Hhmm, was passt  zu Offenbach, was lässt sich umsetzen? Die Auswahl an aussagekräftigen, einfachen Bildern, Piktogrammen etc ist rar, zumal das Stadtwappen ja leider schon vergeben ist.
 Also entscheide ich mich für eine Ledertasche als Symbol für die Lederstadt. Gesagt, getan – am nächsten Samstag stehe ich mit Arbeitsklamotten am Bahndamm bereit: Zeichnung anfertigen, Mauer abfegen, Beton anmischen, Grundierung anlegen mit Spachtel und Co, Muster einritzen, Farben auswählen, Fliesen entsprechend der Farben auswählen, wieder Beton anrühren und jetzt mosaiken – ganz schön aufwändig (Zeit, Nerven und natürlich „Rücken“). Ja, nach ein paar Stunden „habe ich  Rücken“. Gut die Hälfte habe ich von 10-16.30 Uhr geschafft. Ich bin gespannt, ob man die Umhängetasche am Ende überhaupt erkennen kann.


Also bitte, wenn ihr mal dran vorbeifahrt, tut mir einen Gefallen und sagt zu euer Begleitung: „Ach, schau da, eine Umhängetasche als Symbol für die Lederstadt!“

Ich bin zufrieden. Es tut doch immer gut, neben dem ganzen Bürokrieg mal wieder etwas mit den Händen zu tun und ein richtiges Arbeitsergebnis zu haben. Eins, dass ich künftig nun immer bei meiner regelmäßigen Radstrecke am Bahndamm entlang im Blick haben werde.

Und ein bisschen was für die Aufwertung von Offenbach zu tun, kann ja auch nicht schaden!
erlebt und geschrieben von de

1 Kommentar:

  1. Finde ich toll, daß du dich an dieser Bahndammverschönerung beteiligt hast. Das ist von der Bahn dermaßen vernachlässigt worden, teilweise sind Steine herausgestürzt, daß es doch eher ein Schandfleck war. Insofern toll, daß es nun diese Farbtupfer gibt!
    Jeremy

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