Montag, 5. Dezember 2011

5. Dezember: Rumpenheim vor 1942 (4)

1942 verlor Rumpenheim seine Selbständigkeit und wurde eingemeindet. Eine in Rumpenheim geborene Zeitzeugin, geboren 1922, erzählt hier in loser Reihenfolge von ihrer Kindheit in diesem schönen eigenständigen Dorf:


Bei unseren Großeltern Schmitt wurden viele schöne Feste, den Jahreszeiten entsprechend, gefeiert. Immer mit Kind und Kegel.
Zum Beispiel am Nikolaustag: Einer der Onkel war der „Bischof Nikolaus“ mit einem riesengroßen Buch, in dem all unsere kleinen Sünden eingetragen waren. Jedes der Kinder musste irgendein Gedicht oder Gebet vortragen. Die Größeren mussten ihre Schulranzen mitbringen und der Nikolaus begutachtete die jeweiligen Hausaufgaben. Es gab Lob oder Tadel. Der auch anwesende Knecht Ruprecht hatte eine große Rute dabei, über die man springen musste und dabei gab es einen kleinen oder auch einen heftigen Klaps auf den Po. Ein paar Tränen flossen bei einigen Übeltätern schon mal.
Dann kam die Bescherung. Ein großer Sack, den Knecht Ruprecht trug wurde ausgeschüttet und jedes Kind bekam sein Geschenk. Die Geschenke waren nicht so groß wie heute, wir waren zufrieden mit Plätzchen, Erdnüssen, Walnüssen, manchmal auch Mandarinen und viele „Flaschenbirnen“ und Äpfel aus Omas Keller. Dazu bekam jeder noch einen kleinen Nikolaus aus Lebkuchenteig auf dem ein buntes Nikolausbild klebte.
Nach der Bescherung saßen wir alle froh und friedlich zusammen und tranken Kakao, danach wurde noch gesungen. Die Männer tranken Wein aus Johannisbeeren, den Oma und Opa  selbst herstellten. Ich glaube, der Wein war ganz schön stark. Diese schönen Nikolausfeiern habe ich nie vergessen.

Zeitzeugin Jahrgang 1922

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