1942 verlor Rumpenheim seine
Selbständigkeit und wurde eingemeindet. Eine in Rumpenheim geborene
Zeitzeugin, geboren 1922, erzählt hier in loser Reihenfolge von ihrer
Kindheit in diesem schönen eigenständigen Dorf:
Osterüberraschungen in unserem Garten
Für den
Osterhasen bauten wir jedes Jahr auf unserem Rasen (die Rasenfläche war nicht
groß, da wir den Garten ja zum Anbau von Gemüse und Salate nutzten) kleine
Nestchen. Unser Vater schnitzte uns gleichlange Stöckchen dafür. Wir schlugen
die Stöckchen mit einem Hammer in den Boden, so dass ein kreisförmiges Nest
entstand. Der Kreis hatte eine Öffnung und einen ca. 15 cm langen Eingang,
ebenfalls mit Stöckchen gesteckt. Nun mussten wir unser Osternest noch gut
auspolstern. Am Karfreitag oder -Samstag fuhren wir mit unseren Fahrrädern in
das nahe Wäldchen zwischen Rumpenheim und Mühlheim und suchten uns schönes
grünes Moos. Damit legten wir unsere „Kunstwerke“ aus. Natürlich waren wir sehr
gespannt, was der Osterhase uns wohl bringen würde. Immer fanden wir einen
Osterhasen im Nest und natürlich gefärbte Eier. Außerdem gab es meist eine
Extraüberraschung für uns. Einmal bekamen wir Porzellaneier, die man öffnen
konnte. Darin war ein silbernes Kettchen mit einem Kreuz mit kleinen Steinchen
darauf. Ich bekam ein blaues Ei, meine Schwester ein rotes. Unsere Eltern ließen sich
jedes Jahr etwas Schönes für uns
einfallen, trotz der knappen Haushaltskasse. In einem Jahr, ich kann mich nicht
mehr erinnern wie alt wir waren, muss meine Schwester mal sehr „unartig“ gewesen sein.
Papa sagte damals nur, der Osterhase werde sich ihr Verhalten bestimmt merken.
Und tatsächlich, am Ostermorgen, als wir in den
Garten rannten, lag im Nest meiner Schwester nur ein großer Stein. Sie stand davor und
sagte keinen Ton, sie weinte auch nicht.
Am Nachmittag
desselben Tages bekam sie doch noch ein kleines Geschenk, nachdem unsere Eltern
sie noch einmal ernsthaft ermahnt hatten.
Verstecktes
Eiersuchen gab es bei uns zu Hause nicht. Dafür aber bei Oma und Opa im Garten.
Das war natürlich immer sehr spannend, denn meine Großeltern hatten ja so viele
Enkelkinder und jeder wollte den besten Fund machen. Natürlich durfte es nicht
regnen, denn sonst fiel der Spaß leider aus.
Einmal bekam ich
einen großen roten Zuckerosterhasen mit einem Rucksäckchen gefüllt mit kleinen
Eiern. Er war so schön. Ich brachte es einfach nicht über das Herz, ihn
aufzuessen, er tat mir zu leid. Ein ganzes Jahr hob ich ihn hinter der
Glasscheibe des Wohnzimmerschrankes auf. Dann war er einfach fort,
wahrscheinlich heimlich entsorgt.
Zeitzeugin Jahrgang 22
Ein feiner Artikel. Ostern heutzutage ist vom Konsumrausch eingeholt worden, schade eigentlich!
AntwortenLöschenDir und den Deinen ein schönes Osterfest. LG Jürgen